Veranstaltungsbericht: Personalgespräch - Talente aus der „Gen Z“ gewinnen Bitte nicht Cringe – So geht Recruiting 2023

Cringe sollte das Recruiting auf keinen Fall sein. Das weiß auch Hauptgeschäftsführerin Anja Obermann, die die Wichtigkeit von Social Media schon seit drei Jahren mit #machdeinhandwerk betont. Cringe leitet sich aus dem Englischen „schaudern“ ab und wird in der Jugendsprache genutzt, wenn sich jemand fremdschämt. Gemeint sind Social-Media-Kampagnen, die gewollt jugendlich, jedoch unauthentisch wirken.

Titelbild Veranstaltung Personalgespräch

Veranstaltungsbericht: Personalgespräch – Talente aus der „Gen Z“ gewinnen

Wie man mit „Social Recruiting” zielgruppengerecht die nächste Generation an Auszubildenden ansprechen kann, wurde auf der Veranstaltung „Personalgespräch – Talente aus der „Generation Z“ gewinnen“ unter mehr als 40 Unternehmen diskutiert. Geeignete Nachwuchstalente zu finden wird immer schwieriger. Waren es die Handwerksbetriebe und Unternehmen aus der Wirtschaft vor einigen Jahren noch gewohnt, aus unzähligen Bewerbungen aussuchen zu können, ist das heute anders.

Die Herausforderung des Fachkräftemangels ist auch Oberbürgermeister Nino Haase bewusst. In seinem Grußwort betonte er die Wichtigkeit innovative Lösungen im Netzwerk zu finden und erinnert an die aktuelle Kampagne zur Fachkräftegewinnung #machdeinsmachmainz. Haase schaut in die Gesichter der Gäste im Gutenberg Digital Hub und ermutigt:

Ein gelebtes Netzwerk – das Ihnen und uns allen hilft, Zukunft zu gestalten. Und wie immer, wenn ich hier an diesem Ort bin, dann spüre ich Aufbruch-Stimmung.

Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Nino Haase

Den Impulsvortrag für den Abend hielt Felix Schonarth, Geschäftsführer der Digital Trendteam Marketing GmbH.
Auf Schonarths Frage „Ready for Gen Z?“ folgen fünf zentrale Hebel:

  • Recruiting Mindset                   
  • Social-Media Präsenz
  • Video & Bild Content               
  • Karriere Website
  • Digital Recruiting

Was hat schon Erfolge erzielt statt was könnte funktionieren: Best Practices

Kathrin Baum, Marketing Managerin, GERBER Ingenieure GmbH erzählte, dass GERBER kein Problem hat Auszubildende zu finden und zu binden. Dennoch zeigt die Schreinerei laufend auf Ihrer Karriereseite freie Stellen und die Möglichkeit, sich mit ein paar Klicks ohne Lebenslauf zu bewerben. Baum erklärte, wie das Recruiting im Handwerk attraktiv und authentisch funktionieren kann:

Ihre drei Tipps für Social Media:

  • Zeit nehmen
  • einfach machen
  • Kontinuität

Rebecca Franzmann, Referentin Personalmarketing bei SCHOTT AG, berichtete, wie SCHOTT Talente aus der Generation Z” gewinnt. Digitale Maßnahmen finden neben Aktionen wie „Azubis werben Azubis“, einer Roadshow mit bedruckten Pizzakartons und natürlich Praktika statt. Auch online ist SCHOTT breit aufgestellt. Social-Media-Kanäle, Gewinnspiele, Paid Media sowie Influencer Marketing runden die crossmedialen Kampagnen ab.

Drei Fragen, die Franzmann den anderen Unternehmen mitgibt:

  • Wie erreiche ich die Zielgruppe?                        
  • Wie kann ich Auszubildende integrieren?
  • Welche Benefits und Werte sind der Zielgruppe wichtiig?

Sarah Kübler, Geschäftsführerin der HitchOn GmbH sprach klar darüber, was gut, aber was auch schlecht laufen kann. Bei der Full-Service Agentur für Social Media Content ist das Thema Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu halten zentraler als neue zu gewinnen. Hier können schon kleine Maßnahmen große Wirkung erzielen: So hat die Agentur ihren Mitarbeitenden den Tausch Urlaub gegen Geld und andersrum angeboten, was gut angenommen wird. Kübler betonte außerdem das Thema Klarheit. Innovation bedeute nicht, es allen Recht machen zu müssen. Employer Branding müsse auch immer zum Unternehmen selbst passen. Sonst droht auch hier wieder die Gefahr cringe zu wirken.

Im anschließenden Podium ergänzten Sven Gerber, Geschäftsführer GERBER Ingenieure GmbH sowie Annalena Artner, Leitung Human Resources Vicampo GmbH und mehrere Auszubildende aller Unternehmen die Runde. Saadet Czapkzi moderierte das Podium und war mit ihren 26 Jahren die perfekte Schnittstelle zwischen den Generationen.

Das Potential der „Generation Z“

Direkt die erste Frage ging an die Auszubildenden selbst. Worauf achtet die „Generation Z“ bei Unternehmen? Hier betonte der Auszubildende die Stellensicherheit, die Lage des Unternehmens, Kollegen und Kolleginnen sowie Kommunikation auf Augenhöhe. Auch das „Reisepotential“, also die Möglichkeit durch die Pandemie verpasste Reisen nachzuholen, wurden bei der „Generation Z“ genannt.

Flexibilität statt Faulheit

Moderatorin Saadet Czapski nahm direkt in der zweiten Frage Bezug auf den Generationenkonflikt. Das Podium ist sich einig: Unternehmen nehmen prinzipiell einen anderen Fokus als die jüngere Generation. An mangelnder Motivation zu arbeiten liege es nicht. Hier sei das Vertrauen wichtig: 20-Jährige seien mit genügend Vertrauen und Freiraum genauso motiviert, wie andere Generationen auch.

„Generation Z“: Talent oder Trottel?

Im ersten Schritt geht es oft erstmal darum, viele Bewerbungen zu generieren. Lieber mehr Bewerbungen als Stellen, lautete das Credo der Runde! Über eine spezifische Zielgruppenanalyse können die Bewerberinnen und Bewerber herausgefiltert werden, die bestimmte Interessen und Eigenschaften besitzen. Was die eigene Community sehen will und was eher abschreckend wirkt, kann in den Kanälen selbst durch die Klicks ausgewertet werden.

Social Recruiting“ – was ist das?

Durch Werbeanzeigen in Social Media können die erreicht werden, die nicht aktiv suchen. Über die Werbeanzeige gelangen Sie auf einen Bewerbungsprozess, der mit einem Kontaktformular endet.
Auf der anderen Seite können Unternehmen Plattformen wie LinkedIn nutzen, um „Active Sourcing“ zu betreiben. Hier werden aktiv Personen gesucht und persönlich angeschrieben. Diese Methode ist zeitaufwendig. Während sich Werbeanzeigen fürs Handwerk eignen, ist die Plattform LinkedIn bisher noch ungeeignet.

Barrierefreier Bewerbungsprozess

Bei der „Generation Z“ sei es wichtig, die Einstiegsbarriere in den Bewerbungsprozess zu senken. Statt einen ausgedruckten Lebenslauf zu erwarten, der die Zielgruppe vor organisatorische Herausforderungen stellt, sei ein digitaler Prozess besser, der ohne große Barrieren über ein Kontaktformular funktioniere. Im zweiten Schritt sei es entscheidend, wie es dann weitergeht. Also dass sich nach kurzer Zeit auch jemand persönlich zurückmeldet und einen Gesprächstermin anbietet.

Alles in allem bedeutet „Social Recruiting”: Ein kurzer, klarer Bewerbungsprozess mit einer Kommunikation auf Augenhöhe.

Die Veranstaltung fand in Kooperation von Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Mainz und Handwerkskammer Rheinhessen (Förderhinweis: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) statt. Nach dem erfolgreichen Auftakt könnte aus dem Format PERSONALGESPRÄCH eine Reihe entstehen. Katharina Bahne, Nick Schröder und Julia Mehr begrüßen eine weitere Kooperation.

Veranstaltungshinweis

Netzwerk Personal: Personal erfolgreich rekrutieren
20. April 2023 von 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr
im Gutenberg Digital Hub
zur Anmeldung

Beratungshinweis

Kostenfreie Social Media Beratung für Handwerksbetriebe


Eindrücke des Abends