Studie: “Unternehmersein im Handwerk – Eine Frage der Persönlichkeit?”

Welche Rolle spielen Persönlichkeitsfaktoren für die Wahrscheinlichkeit, im Handwerk selbstständig zu sein? Dieser Frage geht der neue ifh-Forschungsbericht nach.

Die Studie liefert folgende Ergebnisse:

  • Die Persönlichkeitseigenschaften „Extraversion“, „Offenheit für Neues“, „Risikotoleranz“ und „Selbstwirksamkeit“ wirken im Handwerk wie im Nicht-Handwerk positiv auf die Wahrscheinlichkeit, beruflich selbstständig zu sein.
  • Im Handwerk fallen die Effekte von Extraversion und Selbstwirksamkeit noch einmal deutlich größer aus, wohingegen Risikobereitschaft im Nicht-Handwerksbereich stärker auf Unternehmertum einwirkt. Dies erklärt sich durch die typischen Merkmale des handwerklichen Unternehmertums, wonach sich die Motivation zur Selbstständigkeit eher durch den Wunsch nach persönlicher Autonomie und Selbstbestimmung und weniger durch den Wunsch nach Profit und Wachstum bestimmt. Gleichzeitig sind Handwerksbetriebe zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit in besonderem Maße auf interaktives Lernen und externes Wissen angewiesen, weshalb größere Extraversion gerade für das Unternehmertum im Handwerk ein wichtiger Treiber ist.
  • Im Falle der Persönlichkeitseigenschaft „Gewissenhaftigkeit“ zeigt sich nur im Handwerk ein signifikanter Effekt, der sich zudem positiv auf die Wahrscheinlichkeit zur Selbstständigkeit auswirkt. Dieses Ergebnis dürfte mit der Tatsache im Zusammenhang stehen, dass die Herausbildung einer handwerklichen Könnerschaft mit der damit einhergehenden Genauigkeit, Qualität und Sorgfalt des fachlich-technischen Tuns zu den typischen Erfolgsgaranten des handwerklichen Unternehmertums gehört.

Diese Ergebnisse zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale auch für die Unternehmertätigkeit im Handwerk eine wichtige Rolle spielen und dort sogar zum Teil eine größere Bedeutung haben als in anderen Bereichen der Wirtschaft. Dies steht im Einklang zu klassischen Definitionen des Handwerksbegriffs, wonach die Individualität des Wirtschaftens und die Personalisierung der Arbeitsbeziehungen in den meist kleinbetrieblich geprägten Betrieben des Handwerks vor allem mit der zentralen Figur der mitwirkenden Handwerksmeister*innen zusammenhängt. Vor diesem Hintergrund schließt die Studie mit verschiedenen Schlussfolgerungen, die sich aus den Ergebnissen für die Handwerksorganisation ergeben.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.