Rheinland-Pfalz rutscht beim Bildungsmonitor auf Platz 12

Rheinland-Pfalz rangiert im neuen Bildungsmonitor 2022 auf Platz 12 der 16 Bundesländer. Im neuen Handlungsfeld Digitalisierung wird der zehnte Rang erreicht. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.

Ausgewählte Ergebnisse INSM-Bildungsmonitor 2022

Die Stärken von Rheinland-Pfalz liegen in den Handlungsfeldern Internationalisierung, berufliche Bildung und Ausgabenpriorisierung:

  • Spitzenplatz beim Fremdsprachenunterricht an Grundschulen.
  • Es wird die zweithöchste Erfolgsquote an beruflichen Vollzeitschulen erreicht.
  • Verglichen mit den Gesamtausgaben der öffentlichen Hand je Einwohner sind die Bildungsausgaben je Jugendlichem hoch.

Verbesserungspotenzial besteht in Rheinland-Pfalz vor allem bei der Forschungsorientierung, der Inputeffizienz, der Integration und der Förderinfrastruktur:

  • Die eingeworbenen Drittmittel je Professor sind die zweitniedrigsten in Deutschland.
  • Die Investitionsausgaben an Hochschulen sind vergleichsweise gering.
  • Die Studienberechtigtenquoten von Ausländern sind etwas geringer als im Bundesdurchschnitt.
  • Die Besuchsquote an Ganztagsschulen der Sekundarstufe 1 ist die zweitniedrigste in Deutschland.

Bundesweite Herausforderungen für die Bildungspolitik

Digitalisierung, Dekarbonisierung und der demografische Wandel führen bereits heute zu Fachkräfteengpässen in vielen Bereichen und dürften diese in den kommenden Jahren verschärfen. Besondere Bedarfe bestehen an digitalen Kompetenzen sowie an Menschen mit Ausbildung oder Studium in Informatik. Das aktuelle Fachkräfteangebot reicht nicht aus, die Bedarfe zu decken. Und der langfristige Ausblick ist düster: Aktuelle Ergebnisse zu ersten Vergleichstests nach den coronabedingten Schulschließungen zeigen, dass bundesweit die Kompetenzen von Grundschülerinnen und Grundschülern im Jahr 2021 im Vergleich zu 2016 in Mathematik und Lesen deutlich gesunken sind und die sozialen Ungleichheiten deutlich zugenommen haben. Auch für die kommenden Ergebnisse der Sekundarschüler sind Kompetenzeinbußen zu erwarten. Die individuelle Förderung der jungen Menschen wird erschwert: eigene Berechnungen zur Lehrkräfteverfügbarkeit ergeben zunehmende bundesweite Engpässe an Lehrkräften in den kommenden Jahren.

Handlungsempfehlungen

Auf Basis von Vergleichsarbeiten sollten bundesweit gezielte Förderprogramme in Mathematik und Lesen umgesetzt werden. Dazu ist eine hochwertige Förderinfrastruktur an Schulen zur nachhaltigen Verbesserung der Bildungschancen weiter aufzubauen (Ganztagsschulen, multiprofessionelle Teams). Die Digitalisierung sollte weiter vorangebracht werden, sowohl in der Ausstattung der Schulen als Lernort selbst als auch durch eine Ausweitung des Schulfachs Informatik.

Stärken:

Internationalisierung (BM 2022: 4. Platz): Alle Grundschüler in Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2020 in Fremdsprachen unterrichtet – Spitzenwert der Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 60,9 Prozent). Bei den Berufsschulen hatte mit 23,4 Prozent hingegen ein unterdurchschnittlicher Anteil an Schülern Fremdsprachenunterricht (Bundesdurchschnitt: 34,8 Prozent). An den Hochschulen zeigt sich, dass der Anteil der Bildungsausländer an allen Studierenden im Jahr 2020 mit 10,4 Prozent unterdurchschnittlich war (Bundesdurchschnitt: 11,4 Prozent).

Berufliche Bildung (BM 2022: 5. Platz): Den zweitbesten Wert aller Bundesländer mit 95,2 Prozent erreicht Rheinland-Pfalz beim Anteil erfolgreicher Absolventen an allen Abgängern von Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen (Bundesdurchschnitt: 83,3 Prozent). Zudem standen im Jahr 2021 rechnerisch für 67,7 Prozent der Bevölkerung im entsprechenden Alter betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung (Bundesdurchschnitt: 67,4 Prozent). Der Anteil der unversorgten Bewerber fiel mit 9,1 Prozent jedoch etwas höher aus als der bundesdeutsche Durchschnittswert von 8,5 Prozent.

Ausgabenpriorisierung (BM 2022: 7. Platz): Rheinland-Pfalz weist Bildung im öffentlichen Ausgabeverhalten im Vergleich der Bundesländer die siebthöchste Priorität zu. So sind Ausgaben pro Schüler an den beruflichen Vollzeitschulen mit 8.700 Euro zwar leicht unter dem Bundesdurchschnitt (9.300 Euro), die Gesamtausgaben der öffentlichen Hand je Einwohner sind mit 5.900 Euro jedoch deutlicher niedriger. Die Ausgaben je Bildungsteilnehmer waren in Rheinland-Pfalz damit gut 1,47-mal so hoch wie die staatlichen Gesamtausgaben pro Kopf, der Bundesdurchschnitt lag bei dieser Kennzahl bei 1,40.

Potenziale:

Forschungsorientierung (BM 2022: 16. Platz): Den vorletzten Platz erreichte Rheinland-Pfalz im Jahr 2019 bei den Drittmitteln je Professor mit 116.300 Euro (Bundesdurchschnitt: 161.800 Euro). Gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes werden vergleichsweise wenige Forscher an Hochschulen beschäftigt. Je BIP in Milliarden Euro wurden im Jahr 2019 in Rheinland-Pfalz 34,8 Forscher an Hochschulen beschäftigt (Bundesdurchschnitt: 42,4). Weiterhin wurden in Rheinland-Pfalz weniger Habilitationsverfahren gemessen pro 100 Professoren abgeschlossen als im Bundesdurchschnitt. Auch die Promotionsquote fiel im Jahr 2020 unterdurchschnittlich aus.

Inputeffizienz (BM 2022: 14. Platz): Sowohl an den allgemeinbildenden Schulen, an den beruflichen Schulen als auch an den Hochschulen fielen die Sachausgaben relativ zu den Personalausgaben unterdurchschnittlich aus. Auch die Investitionsquoten im Bildungssystem waren unterdurchschnittlich. An den Hochschulen betrug diese in Rheinland-Pfalz 5,7 Prozent und im Bundesdurchschnitt 11 Prozent. Insbesondere an den beruflichen Schulen ist darüber hinaus eine relativ unausgewogene Altersstruktur der Lehrkräfte festzustellen.

Integration (BM 2022: 13. Platz): Die Studienberechtigtenquoten von ausländischen Jugendlichen an allgemeinbildenden (9,8 Prozent) und an beruflichen Schulen (6,9 Prozent) fielen etwas schlechter aus als im bundesdeutschen Durchschnitt (10,5 Prozent bzw. 7,3 Prozent). Weiterhin wiesen im Jahr 2020 in Rheinland-Pfalz 14,1 Prozent der ausländischen Schulabsolventen keinen Abschluss auf. Damit wurde ein leicht besserer Wert als im Durchschnitt erreicht (14,6 Prozent). Bei den Tests zu den Bildungsstandards aus dem Jahr 2018 zeigte sich, dass der Einfluss des sozialen Hintergrunds der Eltern auf die Mathematikleistungen der Kinder höher und damit schlechter war als im Bundesdurchschnitt.

Förderinfrastruktur (BM 2022: 12. Platz): Der Anteil der drei- bis sechsjährigen Kinder mit einem Ganztags-Kita-Platz lag im Jahr 2021 mit 52,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 47 Prozent. Die Akademikerquote im Elementarbereich fiel mit 5,7 Prozent jedoch unterdurchschnittlich aus (Bundesdurchschnitt: 7,3 Prozent). Leicht überdurchschnittlich schnitt Rheinland-Pfalz mit 48,8 Prozent bei dem Anteil der Grundschüler mit einer Ganztagsbetreuung ab (Bundesdurchschnitt: 46,3 Prozent). Bei den Ganztagsangeboten der Sekundarstufe I wies Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 mit 23,8 Prozent jedoch den zweitschlechtesten Wert aller Bundesländer auf (Durchschnitt: 47,4 Prozent).

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