Rheinhessisches Handwerk kommt überwiegend stabil durch die Pandemie

Mit sinkenden Inzidenzzahlen schaut das rheinhessische Handwerk in einem Jahrespressegespräch auf das vergangene, von der Corona-Krise geprägte Jahr, zurück. „Die verschiedenen Branchen des  rheinhessischen Handwerks wurden sehr unterschiedlich durch die Corona-Krise getroffen“, resümiert Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. „Bau-und Ausbaugewerke konnten in der Pandemie größtenteils weiterarbeiten. Die Auftragsbücher sind auch weiterhin voll. Anders sieht es jedoch bei manchen Friseuren und Kosmetikern aus, die lange Zeit von Schließungen bzw. strengen Corona-Verordnungen betroffen waren.

Auch Nahrungsmittelhandwerke wie Metzger und Konditoren, die ohne Catering, allein vom Abverkauf an der Theke leben mussten, waren stärker betroffen. Aber mit zunehmenden Impfungen sehe ich Licht am Ende des Tunnel und bin mir sicher, dass die Geschäftstätigkeit in diesen Branchen in der zweiten Jahreshälfte deutlich an Fahrt aufnehmen wird.”

Auch die Kennzahlen des rheinhessischen Handwerks liegen im Trend der Vorjahre. Die Pandemie hat auf den Betriebsbestand mit -0,7 Prozent nur geringe Auswirkung. In insgesamt 7.621 Unternehmen, mit ca. 36.000 Beschäftigten, wurde 2020 ein Umsatz von 4,2 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dabei wurden 2.977 Auszubildende in 1.196 Ausbildungsbetrieben beschäftigt.

Die Lage des handwerklichen Ausbildungsmarkts zeigt bereits Auswirkungen der Pandemie. In Rheinhessen wurden 2020 im Vergleich zum Vorjahr 4,6 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Jedoch sind ebenfalls nicht alle Berufe gleich betroffen. Frisöre und kaufmännische Handwerksausbildungen waren aufgrund von Schließungen und Homeoffice-Arbeit weniger gefragt, als Ausbildungsberufe im Bau- und Ausbau, die sogar einen leichten Zuwachs erfuhren. Insgesamt ist das rheinhessische Handwerk damit sehr viel besser durch das Corona-Jahr gekommen, als viele andere Regionen. Bundesweit hatte es ein Minus von 7,5 % Ausbildungsverträge im Handwerk gegeben (alle Berufe: Minus 13,9%).

Auch bei den Unternehmensberatungen der Handwerkskammer zeigte sich mit der ersten Pandemiewelle ein riesiger individueller Beratungsbedarf der Handwerksbetriebe. Die Berater der Handwerkskammer fungierten dabei, neben kostenfreier Hilfen in betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, nicht selten als Übersetzer des sich stetig ändernden Regelungswerks der Corona-Verordnungen, den Sofort- und Überbrückungshilfen, Kurzarbeitsanträge und betrieblichen Hygienevorschriften. Rund 5.000 Anrufe wurden in Rheinhessen während dieser Zeit beantwortet.

Berufsorientierung in der Pandemie

„Viele unserer Betriebe bieten freie Ausbildungsplätze an. Gleichzeitig suchen junge Menschen aus Rheinhessen einen passenden Beruf. Das in der Corona-Zeit zusammenzubringen, war ein großes Problem, da Berufsinfomessen, persönliche Termine und Praktika einfach nicht stattfinden konnten. Dabei ist ein Praktikum häufig der Schlüssel zur Ausbildung”, erinnert sich Hauptgeschäftsführerin Anja Obermann.  „Wir haben uns der Situation schnell angepasst – hin zu regelmäßigen Online-Sprechstunden für Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Eltern, Online-Berufsorientierungs-Schulstunden, individuelle Telefon- und Videoberatungen und „Walk and Talk“- Aktionen in Fußgängerzonen in Mainz und Worms.“

Machdeinhandwerk.de: Online zum Traumberuf

Berufsorientierung und die Bewerbung für Praktikum und Ausbildung kann auch schnell und unkompliziert sein. Die neue Website „machdeinhandwerk.de“ ermöglicht jungen Rheinhessinnen und Rheinhessen ihren Traumberuf in vier Schritten oder drei Minuten zu finden. Eine weitere Besonderheit ist die unkomplizierte und direkte Vermittlung von Praktika und passenden Ausbildungsstellen in Rheinhessen. Mit einem Klick kann man dem passendenden Betrieb sein Interesse an einem Praktikum oder einer Ausbildung mitteilen und so schnell Kontakt aufnehmen. „Einfach ausprobieren ist das wichtigste Motto bei der Berufswahl. Schnell ein Praktikum klicken und dann vielleicht die Berufung fürs Leben finden – warum nicht?“, fordert Anja Obermann zum Tun statt langem Überlegen auf. Anders als bei anderen Seiten, die verschiedene Berufe vorstellen, zeigt machdeinhandwerk.de nur solche Angebote, die auch im direkten Wohnumfeld möglich und damit eine realistische Perspektive seien. Trotzdem sei es für viele überraschend, wie viele Möglichkeiten direkt vor der eigenen Haustür bestehen.